Bau & Stadtentwicklung

Beteiligungsverfahren Grünzug am Torfkanal - Gruppe veröffentlicht Nutzungsvorschläge


Grüne Insel am Weidedamm erhalten

Aktueller Zustand der Grundstücke am Torfkanalufer in Findorff  © Beatrix Eißen

Für das rund 13.000 qm große, baumbestandene Gelände am Torfkanal in Findorff-Weidedamm sollen neue Nutzungsperspektiven entwickelt werden. Dafür wird es auf Initiative der Stadtplanung bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS) im April ein breit angelegtes öffentliches Beteiligungsverfahren geben.

 

Die Gruppe „Grüne Insel Weidedamm“, die sich aus den Reihen der Findorffer Grünen gebildet hat, plädiert dafür, den Grünzug am Torfkanal öffentlich zugänglich zu machen und spricht sich für einen Schutz des wertvollen Altbaumbestandes und der ökologisch wertvollen Bereiche aus. Das Plangebiet soll als zentrales landschaftliches Element erhalten und als Teil eines durchgehend öffentlichen Grünzugs entlang des Torfkanalufers entwickelt werden. Aktuell sind die in Frage kommenden Grundstücke ab der Kreuzung Utbremer Ring überwiegend nicht öffentlich zugänglich. Sie sind, bis auf eine Ausnahme, im öffentlichen Besitz und zum Teil verpachtet. Drei große städtische Grundstücke am Torfkanal, auf denen früher Boote gebaut und Kanusport betrieben wurde, sind inzwischen abgeräumt, umzäunt und liegen ungenutzt brach.

 

Grünzug erhalten und zugänglich machen

Der wertvolle alte Baumbestand im Gebiet, die ruhige Lage am Wasser gegenüber dem Bürgerpark, und das ökologische Potential bilden zusammen eine herausragende Lage, die für Findorff ein großer Schatz ist, den es unbedingt zu bewahren und mit Sorgfalt zu entwickeln gilt. Ein Gebiet von „hervorragender landschaftsräumlicher Lagegunst“ mit potentiell hoher Aufenthaltsqualität. Diese Flächen bieten für Alle, die Luft und Ruhe in freier Natur schöpfen möchten, ein großes Potential – wenn sie denn entsprechend erschlossen und hergerichtet würden. Wenn diese verkauft würden, gäbe es nur einen oder mehrere einzelne Nutznießer. Unserer Meinung nach sollte nicht ein alleiniger neuer Besitzer, sondern die Bürger*innen in den Genuss dieser Lagequalität kommen. Ein Investor oder ein Unternehmen würde seinen Besitz umzäunen und der Zugang zum Wasser wäre wieder nicht gegeben, die Chance vertan.

 

Ein Weg am Wasser…

Die Gruppe „Grüne Insel Weidedamm“ hat folgende Ziele für die zukünftige Nutzung entwickelt:

  • Grünflächen der aktuell brachliegenden Grundstücke öffentlich begehbar machen und Zugang zum Wasser für alle ermöglichen
  • Keine Bebauung oder großflächige Versiegelung und kein zusätzlicher Autoverkehr
  • Dauerhafter Schutz des wertvollen Altbaumbestandes und Sicherung ökologisch wertvoller Bereiche
  • Naherholung für Jung und Alt, gern auch Urban Gardening und kein Gaststättengewerbe

Nutzbares Grün im öffentlichen Raum ist kein überflüssiger Luxus, sondern kann - bei entsprechender Gestaltung - ein sozial wichtiger und gesundheitlich bedeutsamer Ort für viele Menschen in Quartieren sein. Das Bedürfnis nach Naherholung in der Nähe des Wohnortes ist stark gestiegen. Es gibt eine umfangreiche Forschung, die die gesundheitsfördernde und präventive Wirkung von Bewegung an der frischen Luft belegt. Die städtischen Grundstücke sollten im Planverfahren als öffentliche Grünflächen verbindlich festgesetzt werden für Naherholung am Wasser, für den Biotopschutz und als Maßnahme zur Klimaanpassung. Spezielle Nutzungsschwerpunkte und weitere Details sollten erarbeitet und ebenfalls im neuen Bebauungsplan festgesetzt werden. Eine solche Planung würde einen maximalen Querschnittsnutzen für viele verschiedene Bevölkerungsgruppen bieten. Das können Leute ohne Garten, Ältere Menschen, Anwohnende oder Spazierende sein.

 

Dem andauernden Trend zur Bodenversiegelung ist entgegen zu wirken und an dieser Stelle auf großflächige Neubauten zu verzichten. Auf die Bedürfnisse der unmittelbaren Anwohner*innen sollte ein neues Konzept Rücksicht nehmen.

 

Gesundheitsvorsorge

Findorff hat im historisch älteren Teil einen eklatanten Mangel an nutzbaren Grünflächen. Das Bedürfnis nach Naherholung, nach Begegnungsmöglichkeiten und Bewegung an der frischen Luft ist besonders während der Corona-Pandemie stark gestiegen. Menschen die keinen Garten besitzen, sind auf öffentliche Grünflächen mit Aufenthaltsqualität angewiesen. Die Stadt ist verpflichtet, wohnortnah für ausreichende Angebote zu sorgen.

 

Bewegung, vorzugsweise an der frischen Luft stellt die erste Ressource dar für Gesundbleiben und für eine gute Lebensqualität in allen Altersstufen. Die aktuell anerkannteste Prävention von vielen Erkrankungen stellt körperliche Bewegung dar. Für Kinder wie für alte Menschen hat ein nahegelegenes Angebot eine wesentliche Qualität. So sind spontane und häufige Entscheidungen, rauszugehen, wahrscheinlicher, wenn das Ziel attraktiv und in der Nähe und fußläufig zu erreichen ist. Bewegung braucht Platz. Wir können uns hier sehr gut niedrigschwellige Bewegungsangebote für Alle vorstellen. Das muss kein großer Gerätepark sein. Mit einigen sorgfältig ausgesuchten Geräten, z B. zur Gleichgewichtsförderung und Geschicklichkeit für Jung und Alt und auch einer Rasenfläche für Körperarbeit und Entspannungstechniken.

 

Wassersport

Wassersport am Torfkanal hat eine über hundertjährige Tradition. Das Plangebiet war bis zum ersten Weltkrieg ein beliebtes Zentrum für Kanusportvereine mit angegliedertem Bootsbau. Nach dem Abriss der Schobers - und der Steinforth Werft erinnert fast nichts mehr an die Bootsbauerhistorie der 1920er Jahre. Das ehemalige Bootshaus mit der Gastwirtschaft Bolte, mit den noch vorhandenen Stegen und Bootsschuppen und der gesperrten alten Brücke über dem Torfkanal steht derzeit leider nicht mehr dem Wassersport zur Verfügung. Heute paddelt die überwiegende Anzahl der Wassersportler auf dem Torfkanal individuell und vereinsunabhängig. Am Torfhafen gibt es einen Bootsverleih. Einzig der außerhalb des Gebietes gelegene Segelclub Blockland ist heute weiterhin am Torfkanal ansässig und wassersportlich aktiv. Es wäre schön, wenn hier vor Ort in geeigneter Form an die historische Funktion des Gebietes für den Wassersport erinnert würde.Derzeit werden die Potentiale auf dieser Fläche nicht ausgeschöpft und nicht genutzte Flächen behindern den Zugang zum Wasser und das Erleben des Torfkanals.

 

Aus unserer Sicht sollte an die Wassersporttradition des Ortes angeknüpft und der nichtmotorisierte Wassersport an geeigneter Stelle wieder ermöglicht werden mit den entsprechenden baulichen Anlagen wie Rampen und Bootsanleger. Diese könnten von Kanuten und SUPS genutzt werden. Allerdings steht einer exklusiven Nutzung von Teilen des Areals durch einen Verein oder einem gewerblichen Anbieter entgegen, dass der allgemeine Zugang zu den Grundstücken nicht beschränkt werden sollte. Hier gilt es auszuloten, was möglich sein kann.

 

Gastwirtschaft

Die früher am Kanal gelegenen Gastwirtschaften der Bootsvereine befanden sich damals in einer nicht bebauten Umgebung. Es gab erst nahe dem Torfhafen am Weidedamm Wohnbebauung. Diese Situation hat sich nun grundlegend verändert. Der Weidedamm gilt als dichtbesiedelt. Jede Form von Gastronomie zieht individualisierten motorisierten Individualverkehr an und bringt eine nicht vermeidbare Lärmkulisse mit sich. Mit Rücksicht auf die Anwohnenden möchte unsere Gruppe darauf verzichten.

 

Klimaanpassung und Gewässerökologie

Unser Gebiet am Torfkanal ist für den Hochwasserschutz sehr wichtig. Bei steigenden Wasserpegeln in Folge des Klimawandels muss vorgesorgt werden: Das Potential für Wasserrückhaltung und Versickerung muss in der Planung berücksichtigt werden. Das Gewässer könnte abschnittsweise durch Aufweitungen von Uferbereichen vergrößert werden. Das hätte gleichzeitig weitere wertvolle ökologische Effekte zu Folge: Der Verdunstungsdruck in Hitzeperioden wird minimiert, was Trockenheitsschäden der Vegetation entgegenwirkt. Bei Ausbuchtungen im Uferbereich könnten die Uferzonen abgeflacht, natürlich gestaltet und bepflanzt werden und für Wasserlebewesen zur wertvollen Ruhezone werden.

 

Die nächsten Schritte und der Findorffer Beirat

Die genannten Ideen und Vorschläge sollen im Verlauf des Partizipationsverfahrens eingebracht werden. In späteren Phasen des Prozesses wird es zu einer Stellungnahme des Beirates zu einem von SKUMS (Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau) formulierten neuen Planrecht kommen. Das regelt dann die Nutzung und Widmung der Grundstücke. Wir laden jetzt schon die im Beirat vertretenen Parteien und alle Findorffer*innen ein, mit uns in einen Dialog zu treten. Die Grüne Insel kann gestaltet und ausgeformt werden. Zur Mitarbeit sind alle herzlich eingeladen.

 

Kontaktadresse: Carsten.Cramm@t-online.de.

 

 

Die Ziele der Anwohnerinitiative am Weidedamm


Wir wohnen gerne `Am Weidedamm´ in unserem Wohngebiet direkt am Bürgerpark. Es gibt ein gutes Miteinander mit den Nutzern und Pächtern des Areals am Torfkanal. Im Jahr 2005 haben 300 Anwohnerinnen und Anwohner erfolgreich dem Bebauungsplan 2127 "Wassersport am Torfkanal“ widersprochen, der eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten (u.a. auch Gewerbe und Gastronomie) beinhaltete. Mit dem Planungsverfahren unter breiter öffentlicher Beteiligung soll ein großes Tor für Nutzungsideen jeglicher Art geöffnet werden. Wir sehen dies als Chance, aber auch als Risiko, denn auch Nutzungen, die wir 2005 abgelehnt haben, können wiederaufkommen. Der Weidedamm wurde in den vergangenen vierzig Jahren stadtplanerisch von einem Parzellen- in ein Wohngebiet entwickelt. Das Areal am Torfkanal kann nicht losgelöst von diesem Rahmen betrachtet werden.

 

Unsere Ziele für eine Neuplanung

Was wir unterstützen: Durch einen sukzessiven Abriss von Bauten in den vergangenen Jahren hat sich das Areal mehr und mehr zu einem Grünzug zwischen Torfkanal und Wohngebiet entwickelt. Solche Grünzüge mit ihrem wertvollen Baumbestand sind gerade im Hinblick auf den Klimawandel wichtig und schützenswert. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig allgemeine Grünflächen als Rückzugsort und Erholungsfläche für Menschen sind. Nicht nur für Anwohnerinnen und Anwohner. Alle Menschen im Stadtteil, abseits des quirligen Bürgerparks, profitieren davon, wenn wir die Lebensqualität und ein gesundes Wohnumfeld weiter stärken. Wir unterstützen deshalb Konzepte, die dies entsprechend fördern und entwickeln.

 

Was wir fordern:

  • Keine Bebauung, keine Flächenversiegelung, kein zusätzlicher Autoverkehr
  • Keine „Wiederauflage“ des Bebauungsplans 2127
  • Es ist Zeit, sich aktiv zu engagieren

Wenn Sie sich auf dem Laufenden halten bzw. uns unterstützen möchten, senden Sie uns bitte eine Nachricht per E-Mail: initiative-torfkanal@web.de

 

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