Das Straßenbahnnetz nach Findorff zu erweitern, das fordert ein bundesweites Verkehrsgutachten der Umweltorganisation Greenpeace. Verkehrsexperten hatten mit dem „Städte Ranking nachhaltige Mobilität“ deutsche Städte danach bewertet, wie gut öffentliche Verkehrsmittel, Radwege und Carsharing ausgebaut sind. Bremen landet auf Platz fünf, unternimmt aber danach zu wenig, um Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bringen. Kritisiert wird vor allem die „dürftigen Anbindung städtischer Bereiche an den schienengebundenen Nahverkehr“. Um die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu stärken, müssen dringend weitere Stadtgebiete wie Findorff an die Straßenbahn angebunden werden. Mit der Straßenbahn habe Bremen einen handfesten Vorteil, sagen die Autoren der Studie auch im Weser Kurier. Diesen Vorteil müsse Bremen offensiv nutzen und das leistungsfähige und vergleichsweise günstige Straßenbahnnetz in bislang schlecht angebundene Stadtteile wie Findorff erweitern.
Findorff ans Straßenbahnnetz anzuschließen wurde immer wieder diskutiert. Im Verkehrsentwicklungsplan von 2015 findet sich allerdings keine Ausbauplanung mehr – angeblich rentiere sich ein Ausbau nicht. Dabei hatte die BSAG bis dahin immer eine „straßenbahnwürdige Nachfrage in Findorff“ bestätigt und die Findorfflinie konkret geplant. Wir zeigen weiter unten einen Überblick über die Diskussionen und viele Bilder aus vergangenen Straßenbahnzeiten. mehr...
Bildnachweis: © FdBS / BSAG
Vor gut 50 Jahren, am 31. Mai 1965, wurde die Straßenbahnlinie 7 nach Findorff stillgelegt. Zu Pfingsten 1965 fuhr die Linie 7 ein letztes Mal von Findorff über die Hemmstraße, den Hauptbahnhof, Neustadt, Woltmershausen nach Rablinghausen. Die damals notwendige Modernisierung lohnte sich angeblich nicht mehr: In Rablinghausen fehlte es an einer Wendeschleife. Die Beiwagen mussten jeweils aufwendig entkuppelt werden. Die Triebwagen rangierten über Weichen wieder vor den Zug. Die Linie 7 wechselte im Laufe der Jahrzehnte häufiger ihre Streckenführung. Bis 1952 war in Schwachhausen (Hartwigstraße) die zweite Endstelle (heute Linie 8), anschließend in Findorff (Hemmstraße). Die Endstelle der Linie befand sich in Findorff an der Kreuzung Eickedorfer Straße/ Hemmstraße, von der aus von 1900 bis 1954 auch die Kleinbahn von Bremen nach Tarmstedt fuhr. Bereits ein Jahr zuvor - am 1. Mai 1964 – hatte man die Linie 5 aufgeben. Trotz der starken Nutzung wurden dann bis 1967 sämtliche Straßenbahnen nach Findorff durch Busse ersetzt. Am längsten konnte sich die Linie 6 halten. Sie wurde erst am 18. Juni 1967 durch den 26er Bus ersetzt. Viele Bilder aus vergangenen Straßenbahnzeiten finden Sie unten.
Heute wünschen sich manche Verkehrsplaner und BürgerInnen eine leistungsfähige Straßenbahn nach Findorff zurück. Im gerade beschlossenen Verkehrsentwicklungsplan (VEP) findet sich allerdings keine Ausbauplanung mehr - die Gründe sind unklar. Einen Überblick über die Diskussionen der letzten Jahre finden sie hier – und auf diesen Seiten... mehr...
In den letzten Jahren war die Wiederbelebung der Straßenbahn nach Findorff ein langfristges Ausbauziel der Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Doch im kürzlich verabschiedeten Verkehrsentwicklungsplan (VEP) kommt eine neue Straßenbahnlinie nach Findorff nicht mehr vor. Die Verkehrsplaner der BSAG hatten bis dahin eine „straßenbahnwürdige Nachfrage in Findorff“ bestätigt - und beispielweise eine Verbindung von Hauptbahnhof über die Theodor-Heuss-Allee, die Findorff- und Eickedorfer Straße und den Utbremer Ring bis zum Weidedamm für sinnvoll und denkbar gehalten. Eine der Linienführungen würde in 9 Min und auf 2,7, km Länge vom Hbf. über die Th.-Heuss-Allee, die Findorff und Eickedorfer Str. bis zur Endhaltestelle Utbremer Ring führen. Gerade die bessere Anbindung des Ortsteile Weidedamm 2 und 3 macht Sinn - dort leben rund 12.000 Menschen - das sind fast die Hälfte aller Findorffer. Daten und Pläne der BSAG zum Ausbau der Straßenbahn in Findorff finden Sie hier...
Bis in die 60er Jahre war Findorff bequem auf zwei Straßenbahnstrecken zu erreichen. Bis zu drei Straßenbahnlinien gleichzeitig verkehrten nach Findorff. So ging es via "Findorffring" durch die Hemm- und Admiralstraße in 7 bzw. 8 Minuten von Hemmstraße zum Hauptbahnhof und in die Innenstadt - siehe Bilder unten. Doch zwischen 1964 und 1967 kam dann schrittweise das "Aus" für die Straßenbahn in Findorff. Heute wird Findorff von den Buslinien 25 bis 28 erschlossen. Damals waren die Ortsteile Bürgerweide und Regensburger Straße sogar besser angebunden als heute. Der 25er Bus benötigt mit seinem Umweg quer durch die Stadt 20 Minuten bis zum Bahnhof!
Bildnachweis: © FdBS / BSAG
In Findorff existierten verschiedene Straßenbahnverbindungen auf der Ringstrecke: Hauptbahnhof - Breitenweg - Admiralstraße - Hemmstraße - Eickedorfer Straße - Hollerallee - Gustav-Deetjen-Allee - Hauptbahnhof. 5, 6, 7, 9 und 15 - das waren die Nummern der Straßenbahnlinien, die von 1913 bis 1967 Findorff auf zwei Straßenbahnstrecken bedienten. Maximal drei Straßenbahnlinien verkehrten gleichzeitig. In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg waren das die folgenden Linien:
Begonnen hat die Findorffer Straßenbahngeschichte am 6. August 1913. Da fiel der Startschuß für die erste Straßenbahnlinie 9 von der Hemmstraße über Admiralstraße, Breitenweg, Hauptbahnhof, Am Dobben, Sielwall zur St.-Jürgen-Straße. Im Zuge der schnellen Stadterweiterung vor dem Ersten Weltkrieg war auch für Findorff der Anschluß an das wachsende Straßenbahnnetz erforderlich. Die Endstelle wurde an der heutigen Kreuzung Eickedorfer Straße/ Hemmstraße angelegt, in der von 1900 bis 1954 auch die Kleinbahn von Bremen nach Tarmstedt fuhr.
1927 wurde die seit 1890 bestehende Straßenbahnstrecke vom Bürgerpark durch die Eickedorfer Straße bis zur Hemmstraße verlängert und das Liniennetz neu geordnet. An der Kreuzung Hemmstraße / Eickedorfer Straße querte die Straßenbahn die Gleise der Kleinbahn Bremen-Tarmstedt. Für die 9 kam das Aus. Findorff wurde fortan von den Straßenbahnlinien 5 und 6 im Ringverkehr (ab Hauptbahnhof - Admiralstraße - Hemmstraße - Bürgerpark - Hauptbahnhof ) erschlossen. Die Strecke durch die Admiralstraße lief so gut, daß die Linien 5/6 dort von der 15 verstärkt wurde.
Auch nach dem Krieg ab 1945 fuhren Straßenbahnen durch Findorff: 1952 gab es nochmals eine große Netzreform. Fortan rollten die Linien 5/7 auf dem Findorffring, verstärkt durch die "6" über die Bürgerparkstrecke. Nach 1960 - die Kleinbahn war bereits 1954 eingestellt - entstand in der Eickedorfer Straße ein moderner, besonderer Bahnkörper mit einer dreigleisigen Endstelle. Trotzdem bröckelte das Streckennetz. 1964 verschwand die Linie 5 (Hemmstraße - Pappelstraße), schon ein Jahr darauf die Linie 7 nach Woltmershausen. Damit kam auch das Ende für die Gleise zwischen Hemmstraße, Admiralstraße und Breitenweg. Abgenutzte Schienen am Bürgerpark waren 1967 der Grund für die Einstellung der Linie 6 und somit für die komplette Aufgabe des Straßenbahnbetriebes in Findorff. Die Busse der Linie 25 und 26 übernahmen die Route - bis heute.
Für die Unterstützung danken wir den Freunden der Bremer Straßenbahn e.V.