Den Gewässern in Deutschland geht es schlecht - auch in Bremen ist der Zustand der Flüsse und Kanäle schlecht. Laut aktuellen Erhebungen des World Wide Fund for Natur (WWF) erreicht kein Fließgewässer in Bremen gute oder sehr gute Ergebnisse. Damit verstößt auch Bremen gegen die Ziele der europaweiten Wasserschutzgesetzgebung. Die sog. Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) schreibt nämlich vor, dass alle Gewässer (wieder) einen guten ökologischen und guten chemischen Zustand erreichen sollen. Das berichtete Beatrice Claus, Leiterin der Kampagne zum Schutz des Wassers beim WWF Deutschland im Klimacafe in Findorff, die dort auch die Kampagne „#ProtectWater - Ihre Stimme für unser Wasser“ vorstellte. Leben in Findorff und die Klimazone hatten die bundesweit bekannte Wasserexpertin zu einem Vortrags- und Diskussionsabend eingeladen.
In Bremen sind Bebauungen, Vertiefungen und der starke Tidenhub die wichtigsten Ursachen für die schlechte Qualität der Gewässer. Nur neun von 33 Fließgewässern (27 Prozent) erreichen hier einen mäßigen ökologischen Zustand. Die restlichen Gewässer sind als unbefriedigend und schlecht eingestuft. Weser, Lesum, Wümme und Ochtum leiden besonders aufgrund der Weservertiefungen unter massiven Problemen: Die Vertiefungen der letzten Jahrzehnte haben den Tidenhub von unter 50 cm auf aktuell 4,20 Meter anschwellen lassen. Bremens Fließgewässer und ihre Ufer wurden so zu schwer besiedelbaren Lebensräumen gemacht - und auf diese Weise ihrer „ökologischen Seele“ beraubt, beklagte Beatrice Claus im Klimacafe. Die bremischen Weserufer sind nahezu komplett in Steine gepackt. Aktuell führt der enorme Tidenhub auch an Bremens schönstem Fluss, der Wümme, zu bedrohlichen Uferabbrüchen und Verschlickungen.
Weiteres Problem: Die mangelnde „Durchlässigkeit“ der Flüsse für Fische. Insbesondere das Hemelinger Weserwehr ist kaum fischpassierbar. Dadurch ist das ganze Flusssystem der Weser bis Hessen und Thüringen für Lachs, Aal und andere Fernwanderer weitgehend unerreichbar. Viele Fische überleben die Passage am Weserwehr nicht.
Neben den Weservertiefungen nannte Beatrice Claus zu viel Nitrat aus der Landwirtschaft und Quecksilber aus der Kohleverbrennung als Hauptursachen für den schlechten Gewässerzustand. Claus forderte den Verzicht auf die Weservertiefung und angesichts der Nitrat- und Quecksilberbelastung eine Wende in der Landwirtschaft und einen zügigen Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung.
Der WWF hat gemeinsam mit vielen europäischen Umwelt- und Naturschutzverbänden die Kampagne »#ProtectWater - Ihre Stimme für unser Wasser« gestartet, um eine drohende Aufweichung der Richtlinie zum Wasserschutz zu verhindern. Noch bis zum 11. März 2019 kann jede/r Ihre und seine Stimme für sauberes Wasser und einen besseren Gewässerschutz unter der link abgeben.
Gast des ersten Stadtgesprächs im Klimacafe war Ronny Meyer. Seit 2015 ist er als Staatsrat im Umweltressort Senator für Umwelt, Bau und Verkehr verantwortlich für die Bereiche Umwelt, Natur und Klima in Bremen. Mit Ronny Meyer haben wir über Klimaschutzziele, aber auch über die Chancen von mehr Grün und lebenswerten Stadtteilen angesichts von mehr Verkehr und Bauboom in Bremen diskutiert.
Partner: Bündnis grünes Bremen
Die Stadtgespräche im Klimacafe finden in Kooperation mit dem Projekt KLIMAZONE Findorff statt.
Musik: sweet pop rock (2017) by Sergey Sopko/ Positive (2017) by soundside (royalty free music)/ licensed under creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/
… Klimaschutz in Findorff und auf Stadtteilebene
»Das Projekt Klimazone geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass Klimaschutz nicht weh tut, sondern Spaß machen kann und einen positiven Lebenswert vermittelt«, erklärte Meyer. Sinnvoll seien – neben großen und wichtigen Ansätzen wie dem Kohleausstieg in Bremen wie im Bund - auch Klimaschutzprogramme auf Stadtteilebene. Vor Ort im Stadtteil seien das Wissen und das Netzwerk, die notwendig wären für einen erfolgreichen Klimaschutz, so der Staatsrat.
… mehr Gründächer für Bremen
Bremen wächst und wird immer dichter bebaut. Oft kommt dabei der Schutz von Bäumen unter die Räder. Wie kann mehr fürs Grün – etwa für mehr Dachbegrünung und Baumschutz - bei der sog. Innenentwicklung getan werden? »Wir wollen mehr grüne Dächer in Bremen und arbeiten an einer »Gründachsatzung«, die eine Dachbegrünung bei bestimmten Gebäuden verpflichtend vorschreiben wird«, gab Ronny Meyer bekannt. Sein Ressort wünsche sich das, da eine Dachbegrünung viele positive Effekte habe – etwa für das Klima aber auch für den Hausbesitzer selbst. Da sei aber auch eine politische Frage und dafür müsse die Koalition als Ganzes zu stimmen, sagte Meyer.
... Verbesserungen für den Baumschutz beim Bauen
Auch den Baumschutz will Ronny Meyer deutlich verbessern. »Wir wollen den Schutz von Bäumen bereits am Anfang einer Bebauung stärken«, sagt Meyer. Wenn auf privaten Grundstücken gebaut wird, sollen in Zukunft etwa Baumbestandpläne ein fester Teil der Bebauungsplanung werden. Damit sollen Investor wie Behörde von Anfang an mehr Klarheit haben und der Schutz von Bäumen verbessert werden.
Die Veranstaltungsreihe »Stadtgespräche« ist ein regelmäßiges offenes Gesprächs- und Diskussionsforum für Menschen und Themen in der Stadt. Jeder Abend widmet sich einem Gast und einem Thema. Interessante Menschen der Stadt kommen ins Gespräch mit den Gästen zu aktuellen Themen aus Kultur, Gesellschaft und Politik. Veranstaltungsort ist in der Regel das neue Klimacafe in der Münchener Straße 146 in Findorff. Der Eintritt ist frei. Die Stadtgespräche in Bremen stehen für interessante Gäste und für eine offene und lebendige Gesprächskultur.
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