ZWISCHENRUF

»Zwischenruf« Nr. 6 von Benjamin Krause und der Elterngruppe für den Erhalt des Horts »Delfine«


»Hortschließung ist politische Flickschusterei.«

Vor wenigen Wochen haben wir bei einem Elternabend erfahren, dass der Hort Delfine von »Familien in Findorff« (kurz »fif«) im Sommer 2016/17 seine Tore schließen wird. Auch wenn im Weserkurier berichtet wurde, dass vermehrt Horteinrichtungen geschlossen werden, waren wir geschockt und vollkommen überrascht. Sowohl der Träger des Hortes als auch wir Eltern haben davon offiziell jedoch noch keine schriftliche Nachricht bekommen bzw. wurden nur auf direktes Nachfragen hin darüber in Kenntnis gesetzt. Dass die betroffenen Bürger vor Ort nicht rechtzeitig informiert oder gar in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden, ist ein Skandal! Offenbar will die Stadt den Hort nicht mehr unterstützen und wünscht sich vom fif dagegen die Eröffnung einer weiteren Kindergartengruppe. Die Schließung des Hortes kann nicht die Lösung für die wenigen Kita-Plätze sein – zumal es für uns und vor allem für unsere Kinder keine akzeptable Alternative gibt.

 

Überbelegung im »offenen Ganztag« bereits jetzt eine Zumutung für alle Betroffenen


Die Delfine sind Hortkinder im Alter von sechs bis zehn Jahren. Sie besuchen vormittags die Schule an der Admiralstraße und gehen nachmittags in den außerschulischen Hort von fif e.V. Mit Bedacht haben wir uns gegen das offene Ganztagsangebot der Schule entschieden und den fif-Hort als Nachmittagsangebot für unsere Kinder ausgewählt: Ein kindgerechtes Konzept und zwei engagierte und qualifizierte Erzieherinnen ermöglichen eine individuelle und absolut hochwertige Betreuung. Außerdem gibt es u.a. auch die Möglichkeit, sein Kind zu jeder Zeit abzuholen. Der offene Ganztag an der Schule überzeugt uns nicht. Die Schule platzt aus allen Nähten; weder Raum noch Personal können einen Ablauf garantieren, der den Interessen und Bedürfnissen der Kinder gerecht wird.

 

Schon in diesem Schuljahr hat die Schule vorsorglich 140 Plätze für den Ganztag angemeldet, obschon die Schmerzgrenze eigentlich bei 120 Plätzen liegt. Bewilligt wurden dann sage und schreibe 160 Plätze! Die Gruppengröße im Ganztag ist mit derzeit zum Teil 24 Kindern pro Gruppe schon um bis zu vier Plätze überlegt. Die Versorgung in der Mensa, die für 70 Kinder »pro Schicht« ausgelegt ist, ist jetzt schon mit zwei Schichten an der Obergrenze. Das ist eine ungeheure Zumutung für alle SchülerInnen, LehrerInnen und pädagogischen MitarbeiterInnen! Von einer qualitativ und quantitativ angemessenen Begleitung und Versorgung der SchülerInnen kann somit nicht die Rede sein. Diese hohe Belastung schlägt sich gerade bei Erstklässlern in auffällig vielen Krankmeldungen nieder. Für uns sind das wichtige Argumente für den fif-Hort und gegen das derzeitige Angebot der sogenannten offenen Ganztagsschule an der Admiralstraße.

 

Entscheidungen der Politik vorbei getroffen am Wohl und den Interessen der Kinder


Wir wollen, dass unsere Kinder gerne zur Schule gehen und dort genügend Platz zum Lernen und Spielen haben und dabei von einem gut ausgebildeten Personal begleitet und unterstützt werden! Dr. Claudia Bogedan, Senatorin für Kinder und Bildung, hat erklärt, dass die Bedeutung der Ganztagsschulentwicklung kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Sie wünscht sich flächendeckend einen gebundenen Ganztag. Eine gute Idee, doch wie soll das möglich sein, wenn dafür Platz und Personal fehlen? Wohin sollen denn an der Admiralstraße noch weitere Ganztagskinder? Und woher kommt das Personal, dass diese Kinder betreut?

 

Der fif-Hort bietet eine gute Alternative zum offenen Ganztag und seine Schließung wäre unter den derzeitigen Bedingungen für die Schule ein Dilemma und für unsere Kinder eine Katastrophe. Die bisherige Entwicklung im Bremer Bildungssystem kann nicht gut sein. Wir haben den Eindruck, dass die zuständigen politischen Stellen nur Flickschusterei betreiben und ihre Entscheidungen an dem Wohl und den Interessen unserer Kinder vorbei treffen. 

 

Wir erwarten von den Damen und Herren der Senatorin für Kinder und Bildung

  • den Fortbestand des Hortes sicherzustellen – solange, bis die Schule an der Admiralstraße räumlich und personell die Herausforderungen einer gebundenen Ganztagsschule erfüllt.
  • dass sowohl fif e.V. als auch wir Eltern mindestens 12 Monate vor der Umsetzung des gebunden Ganztags über eine Schließung des Hortes schriftlich informiert werden. 

Und wir erwarten vom Findorffer Beirat

  • dass er unser Anliegen unterstützt und vor der Bildungsbehörde dafür eintritt.

Die AutorInnen


Benjamin Krause und die Elterngruppe der »Delfine«

Diesen Zwischenruf hat Benjamin Krause gemeinsam mit anderen Eltern verfasst, die sich für den Hort »Delfine« vom »Familien in Findorff« e.V. engagieren. Benjamin Krause ist Behindertenpädagoge und arbeitet seit mehreren Jahren an einer Förderschule. Er und viele andere Eltern sind mit der geplanten Schließung des fif-Hortes »Delfine« durch die Senatorin für Kinder und Bildung nicht einverstanden. Stattdessen fordern sie, dass der Hort so lange weiterbesteht, bis das Ganztagsangebot in Findorff, vor allem an der Schule an der Admiralstraße, personell und räumlich in vernünftige Bahnen gelenkt wird und allen Kindern gerecht wird.

 

Kontakt: Die Elterngruppe freut sich über weitere Unterstützung per Mail.